Auricularia polytricha

Judasohr – Durchblutung fördern und Thrombosen verhindern – Auricularia ist der Blutverdünner unter den medizinisch wirksamen Pilzen.


Dieser Pilz ist im deutschen Sprachgebrauch als Judasohr bekannt und den Lieb­habern der chinesischen Küche als Speisepilz mit der Bezeichnung "Mu-Erh" oder "chinesische Morchel" gewiss ein Begriff. Sowohl in Asien als auch in Europa weiß man seit sehr langer Zeit von den medizinischen Einsatzmöglichkeiten dieses Pilzes. In Europa wurde er bereits im Mittelalter zur Behandlung von Krankheiten und Be­schwerden wie Herz-, Bauch- und Zahnschmerzen, Hämorrhoiden, Augenent­zün­dungen, zur Wundheilung oder bei geschwächter Abwehrlage eingesetzt. Heutzutage wird der Auricularia besonders geschätzt wegen seiner Fähigkeit, die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern. Er ist sozusagen der natürliche Blutverdünner unter den therapeu­tisch eingesetzten Pilzen.

Traditionell wird Auricularia aufgrund seiner adaptogenen Wirkung aber auch angewendet, um Blutausscheidungen im Harn, blutende Hämorrhoiden sowie Uterusblutungen zu behandeln.

Auch hier gilt: Heilpilze wirken niemals einseitig oder nur in eine Richtung!

In Studien wurde nachgewiesen, dass der Auricularia die Aggregation von Thrombozyten verhindern kann und so das Risiko der Ent­stehung einer Thrombose vermindert und die Durchblutung fördert. Möglicherweise kann so einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorge­beugt werden. Er wirkt auch cholesterin- und triglyzeridsenkend. Diese Eigenschaften sind vor allem bei einer bereits bestehenden Arterio­sklerose und Bluthochdruck von Bedeutung.


Der Auricularia enthält Adenosin, das bekanntlich gefäßerweiternd wirkt und die Durchblutung steigert. Durch die Dilatation können Herzschmerzen gelindert werden und der Blutdruck gesenkt werden. In der Praxis kann dieser gallertartige Pilz auch zur Prävention von zerebraler Ischämie eingesetzt werden. Der Auricularia verbessert durch seine Inhaltsstoffe die Sauerstoffaufnahme der Zellen und bewahrt die Hirnnerven vor Schäden, welche durch Sauerstoff- oder Blutmangel auftreten können. Durch seine cholesterinsen­kenden und die Fließfähigkeit des Blutes verbessernden Eigenschaften wirkt er der vaskulären Demenz entgegen, da Demenzen oft ein zere­braler Insult vorausgeht, dessen Entstehungsrisiko durch den Einsatz dieses Heilpilzes vermindert werden kann.

Auch bei der so genannten "Schaufensterkrankheit" (Claudicatio intermittens) ist der Auricularia hilfreich. Bei diesem Leiden, das durch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit ausgelöst wird, kommt es infolge mangelnder Durchblutung bei Belastung zu starken Schmerzen in den Beinen, vor allem beim Gehen. Hier stärkt der Auricularia die Gefäße und fördert ihre Durchblutung. Sein Einsatz ist aufgrund dieser Wirkungen auch auf langen Flügen, bei Krampfadern, Bewegungsmangel und Bettlägerigkeit, Migräne und Tinnitus gefragt.

Der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) zufolge wirkt er schleimhautbefeuchtend und hat deshalb bei Schleimhautent­zündungen eine lindernde Wirkung. Er ist hilfreich bei Verstopfungen, die durch Trockenheit bedingt sind, trockenem Husten, Blasenentzündungen sowie Hals-Nasen-Ohren-Erkrankungen. Auch bei Schleimhautschäden in Folge von Chemotherapie und Bestrahlung ist dieser Pilz gut einzusetzen.

Einsatzbereiche in der Traditionellen Chinesischen Medizin

  • Eigenschaften: süß, neutral, mild.

  • Wirkt auf Magen, Milz, Dickdarm, Lunge, Leber.

  • Entspannt, verteilt, reguliert Qi.

  • Stillt Blutungen (v. a. Hämorrhoiden, Uterus), nährt Blut.

  • Abführend.

  • Befeuchtet die Lunge.

  • Stützt das Magen-Yin.

  • Bei Yin-Schwäche = Trockenheit von Lunge, Magen und Darm.

  • Bei trockenem Husten; Rachen und Mund.

  • Bei Schmerzen in der Lumbalregion und in den Beinen.

  • Bei übermäßiger Leukorrhoe.

  • Bei Krämpfen, Taubheit und Schmerzen nach einem Unfall / Verletzungen.

  • Bei Blockaden der Gefäße.

Kontraindikationen

Schwangerschaft, Stillzeit, Kinderwunsch, Neigung zu Durchfällen.

Quellen

  • Jianzhe Y., Mao X.: "Icons of Medicinal Fungi from China"; CRC Press; 1989
  • Hobbs, C.: "Medicinal Mushrooms"; Botanica Press, 1995
  • Prof. Dr. med. Ivo Bianchi: "Moderne Mykotherapie"; Hinckel Druck, 2008Dr. med. Ivo Bianchi: "Moderne Mykotherapie"; Hinckel Druck, 2008